Elementary OS finde ich eine wunderbare Linux-Distribution, die einfach Spaß macht. Leider gab es bei meinem Test in meinen Augen ein paar Kritikpunkte, wegen welchen das System sich für Um- oder Einsteiger nicht wirklich eignet. Viele der Kritikpunkte wurden bei Elementary OS 5.1 behoben, so kommen nun auch Linux-Anfänger gut mit dem Betriebssystem klar.
Um Elementary OS zu testen, installierte ich es auf einem 7 Jahre alten (damals Mittelklasse-) Notebook von HP mit noch einer mechanischen Festplatte. Ein wie ich finde typisches Rechner, auf dem z.B. Windows 7 lief, welches nun keine Updates mehr erhält.
Installation von Elementary OS 5.1
Als erstes benötigst du das Image, welches als ISO-Datei von der Webseite herunter geladen werden kann. Hier ist einer der wenigen ‚Stolpersteine‘, da es so aussieht, als ob man für Elementary OS zahlen muss. Dies ist jedoch nicht so, gibst du in das Feld ‚anderer Betrag‘ eine 0 ein, so kannst du das Image kostenlos herunter laden. Anschließend musst du das Image auf einen USB-Stick schreiben, was mit einem USB-Imagewriter wie z.B. Rufus einfach gelingt.
Nun den Rechner vom USB-Stick booten (bei meinem HP drückt man dazu die F9-Tast nach dem einschalten). Nach kurzer Zeit wird das Tastaturlayout und der Standort abgefragt, sowie wie die Festplatte verwendet werden soll. Alles ist schon sinnvoll vorausgewählt, ich habe einfach immer weiter geklickt. Verbindest du dich jetzt schon mit dem Netzwerk, so werden Updates gleich während der Installation mit installiert.
Erste Inbetriebnahme
Dann ein Neustart und das neuen System bootet. Gleich der erste Schock: Der Rechner bleibt beim Booten mit vielen Fehlermeldungen stehen! Vielleicht ein Einzelfall genau bei meinem Rechner? Die gute Nachricht: Nach aus- und wieder einschalten bootet Elementary OS problemlos und alles ist gut.
Es erscheint der (sehr hübsche) Anmeldebildschirm, nach dem ersten Anmelden must du nur die Fragen beantworten, ob du Ortungsdienste erlaubst und, nachts einen Blaufilter willst – das war es schon.
Der Rechner ist nun schon voll funktionsfähig und trotz der etwas älteren Hardware bootet er schnell und auch im Betrieb fühlt sich das System sehr schnell an. Der Grund ist wohl, daß die Macher von Elmentary OS als Basis Ubuntu LTS nehmen, welche sie dann weiter optimieren.
Nett: Ein im WLAN hängender Drucker (also nicht einmal direkt am PC angeschlossen) ist schon nach dem ersten Start vollständig eingerichtet.
Alle nötigen Programme sind vorhanden: Ein Browser, ein Mail-Programm, Editor, Datei-Verwaltung. Es handelt sich dabei um eigene Programme von Elementary OS, welche sehr einfach zu bedienen, und dabei schnell und klein (die Dateigröße) sind. Keine komplex zu bedienende oder einzurichtende Programme, sondern sie tun einfach grundlegend für was sie da sind. Gerade für Umsteiger bieten sie eine einfache Anwendung, was die typische ‚Ehrfurcht‘ vor Linux schnell nimmt. Die sonst typischen gewohnten Programme fehlen erstmal, dafür gibt es dann das App-Center
Weitere Programme installieren
Gleich vorweg: Mein größter Kritikpunkt wurde behoben. Bisher konnte man nur eigene Programme über das Software-Center installieren. Andere Software musste für Einsteiger bisher umständlich über DEB-Pakete oder PPA von Ubuntu installiert werden.
Das Software-Center von Elementary OS 5.1 ist nach Rubriken wie Büro, Internet, Grafik usw. aufgeteilt. In den jeweiligen Listen der Programme erscheinen zuerst wie bisher die von Elementary OS betreuten und ausgewählten Programme. Neu ist nun, das darunter weitere gewohnte Programme aufgelistet und einfach mit einem Klick installiert werden können. Firefox, Thunderbird, VLC, Gimp, Wine sind als Beispiel so direkt über das App-Center installierbar.. Ein Fehler ist mir aufgefallen: Chromium und Libreoffice sind z.B. im App-Center vertreten, über die Suchfunktion taucht aber ‚kein Treffer‘ auf. Scrollt man die Software-Listen durch sind sie jedoch aufgeführt.
Weitere Programme sind vielfältig als DEB-Pakete (zuvor das Programm ‚eddy‘ im Sotware-Center installieren, ppa (im Terminal vorher ’sudo apt install software-properties-common‘ eingeben), oder flatpack installierbar – das führe ich hier aber nicht weiter aus, da es um ein Einsteiger ohne Linux-Vorkenntnisse geht.
Elementary OS 5.1 in der Praxis
Das System ist vom Desktop aus gut bedienbar, ein Rückgriff auf die Konsole ist im normalen Betrieb nicht notwendig.
Ich habe noch folgendes geändert:
- Ich habe als erstes im Dock (die Schnellstartleiste unten am Bildschirm) die nicht benötigten Programmen entfernt (rechtsklick auf das jeweilige Icon, dann Haken von ‚Im Dock behalten‘ entfernen). Die Programme werden dadurch nicht gelöscht, sondern nur vom Dock (quasi eine erweiterte Schnellstartleiste) entfernt. Eigene gewünschte Programme ins Dock aufnehmen ist genauso einfach: Gewünschtes Programm starten, wieder rechtsklick auf das Icon des Programms und dann ‚Im Dock behalten‘ anklicken.
- Aktive Ecken: Über Systemeinstellungen (Icon unten im Dock), dann Arbeitsfläche, dann Aktive Ecken: Meine Einstellung z.B ist dass die linke obere Ecke das App-Menü anzeigt während die obere rechte Ecke das aktuelle Fenster maximiert, unten links zeigt alle Fenster an. So muss ich jetzt um z.B. ein Fenster zu maximieren nicht mehr wie bei Windows üblich das Icon dazu in der Fensterleiste mit der Maus treffen. Stattdessen mache ich mit der Maus einfach eine schnelle Bewegung nach oben rechts und das aktive Programm-Fenster wird maximiert. Umgekehrt wird es bei einem erneuten Mauswisch in die rechte obere Ecke wieder auf die ursprüngliche Fenstergröße minimiert. Etwas was ich im Alltag enorm praktisch finde!
Meine Meinung
Entgegen der bisherigen Versionen finde ich Elementary OS 5.1 vollständig für Umsteiger geeignet. Finde sogar das es sich dabei um die einsteigerfreundlichste Linux-Version handelt. Habe ich bisher meistens Ubuntu empfohlen, so lautet meine neue Empfehlung eindeutig Elementary OS.
Spannend bin ich auf die weitere Entwicklung. Während Ubuntu immer mehr auf das eigene Software-Format ’snap‘ setzt, unterstützt Elementary OS dieses nicht und dafür das offene ‚flatpak‘ – eine Entscheidung die ich klasse finde. Vielleicht ein Hinweis, das sich Elementary OS von Ubuntu distanziert und vielleicht zukünftig statt auf Ubuntu direkt auf Debian setzt? Ich würde es begrüßen!
Woran die Entwickler auf jeden Fall noch arbeiten müssen, ist eine Update-Möglichkeit: Ein Update auf die Version 5.0 (welche wie auch die Version 5.1 auf Ubuntu 18.04 LTS basiert) war von der vorherigen Version nicht möglich, stattdessen musste das System komplett neu installiert werden. Ich hoffe, dass ein Update von Version 5.1 auf 6.0 (welche dann wohl auf Ubuntu 20.04 LTS basieren wird) problemlos möglich wird, alles andere wäre sehr Einsteiger-unfreundlich.
Übrigens …
Ein Entwickler des Gnome-Desktops lobt Elementary OS ausdrücklich. Während seiner Ansicht viele Linux-Distributionen auf ihren Unterbau ziemlich wahllos verschiedene Desktops wie Gnome andocken, ohne sich um das Gesamtsystem zu kümmern, ist dies bei Elementary OS anders: Hier sorgen die Entwickler für eine Einheit aus Linux-Unterbau, Desktop und eigens dafür entwickelte Programme, was er für vorbildlich ansieht.