Elementary OS – meine Erfahrung

Dieser ursprüngliche Text ist über Version 5, elementary OS 6 Odin teste ich gerade und ergänze hier einfach was mir so auffällt.

Kurzer erster Eindruck von elementary OS 6

Nach der langen Entwicklungszeit von elementary OS 6 waren meine Erwartungen hoch. Schließlich kam die neue Version fast ein Jahr später als eigentlich viele erwartet haben. Um es kurz zu sagen: (Momentan) bin ich noch ziemlich enttäuscht, vieles funktioniert nicht so richtig wie es sollte. Das System fühlt sich mehr wie eine Beta-Version an.

Eigentlich halte ich elementary OS mit dem sehr schönen Pantheon-Desktop für das ideale System für Umsteiger, die Linux mal probieren wollen. Aber nur eigentlich, momentan benötigt man für einige Dinge noch unbedingt das Terminal, oder Anderes funktioniert nicht so wie man denkt. Für Anwender mit keinen oder nur geringen Linux-Kenntnissen kann ich daher momentan von elementary OS nur abraten.

  • Beispielsweise unverständlich für viele Nutzer, und besonders Umsteiger: Im Dateimanager öffnet man Dateien wie gewohnt mit einem Doppelklick, Ordner jedoch mit einem Einfachklick. Und nein, dies lässt sich auch nicht ändern, da die elementary-Entwickler diese Funktion beim Wechsel von Version 5 auf 6 einfach entfernt haben.
  • flatpak ist nun das Standard-Installationsformat, verlangsamt den Rechner aber spürbar im Betrieb: Ein schon älterer Testrechner (ProBook mit i3 fünfte Generation, 4 GB Ram und HDD, keine SSD) lief mit Version 5 noch sehr gut; als Alltagsrechner für nicht so anspruchsvolle Aufgaben. Jetzt mit flatpak dauert sowohl das booten als auch starten der Programme länger, außerdem wird wesentlich mehr Speicher benötigt.
    Beispielsweise liegt auf flathub der Nextcloud-Client nur als KDE-Version vor, wodurch beim booten erst einmal das flatpak-kde-Framework bei mir geladen wird. Installiert man den Nextlcoud-Client dagegen per paa, nutzt dieser Gnome, auf dem Pantheon basiert. Der Client ist dadurch natürlich schneller.
    KeepassXC als Passwortmanager braucht auf diesem Rechner auch mehrere Sekunden zum starten als flatpak, was im Alltag einfach ziemlich nervt. Durch flatpak ist die Ram-Anforderung sehr gestiegen; um ältere Rechner mit elementary OS 6 zu betreiben sollte man daher mindestens über eine Speicheraufrüstung nachdenken.
  • Infolgedessen ist meine Software-Installation ziemlich wild: Programme, die ich nicht oft benötige, installiere ich per flathub, da mir der höhere Ressourcenbedarf dort ziemlich egal ist. Die meisten Programme wie LibreOffice, KeepassXC oder Gimp dagegen installiere ich mit dem von Ubuntu bekannten ppa, damit sie automatisch aktualisiert werden. Und Programme, für die es kein ppa gibt, installiere ich schließlich als .deb-Datei, wie z.B. den Vivaldi-Browser oder TV-Browser.
    Also ein rechtes durcheinander. Wenn man weiß, was man tut, funktioniert es – schön ist es aber nicht. Und für Einsteiger alles andere als geeignet.
  • Für mit flathub installierte Programme kann man nun einzeln die Berechtigungen festlegen, z.B. ob sie Zugriff auf eine Webcam oder den Standort haben. An sich eine gute Sache, allerdings kann man den ‚eigenen Ordner‘ nur gesamt freigeben oder ausschließen. Einem Musikprogramm kann so z.B. nicht nur der Musik-Ordner freigegeben werden, sondern es hat auch Zugriff auf alle anderen eigene Dateien, wie Photos oder alles unter Dokumente. Damit finde ich die an sich gute Berechtigungen ziemlich sinnlos.

Ursprünglicher Ergänzungen zu elementary OS 5.1

Viele der unten genannten Kritikpunkte wurden mit der Version 5.1 behoben:

  • Viele übliche Programme sind nun direkt vom Software-Center aus installierbar
  • flatpak wird nun direkt unterstützt
  • der Desktop und Schriften sind nun besser skalierbar (wichtig für Hi-DPI-Monitore)
  • Mit mehreren Bildschirmen arbeiten funktioniert nun zuverlässiger
  • Viele der eigenen Programme wurden verbessert
  • Integration des hwe-Stacks von Canonical für bessere Hardware-Unterstützung
  • Hübscher wurde das System außerdem: Viele Kleinigkeiten wurden optisch verbessert, der neue Login-Bildschirm ist der Schönste den ich kenne

Für mehr Infos habe ich einen Überblick auf Elementary OS Version 5.1, besonders in Hinblick auf Ein- und Umsteiger, geschrieben.

Ursprünglicher Artikel zu elementary OS 5:

Welches Betriebssystem ‚das Beste‘ ist war schon immer eine Art Religion. Mac OS ist der Altar, Windows etwas für die Ungläubigen, und Linux, ach Linux, das nutzt doch keiner außer ein paar weltfremde Nerds. Nun ja, bin ich eben je nach Einsatzgebiet ein ungläubiger Nerd: Ab und zu Windows, hauptsächlich jedoch Ubuntu (mit dem Pantheon-Desktop), auf einem anderen Rechner ab und zu Elementary OS.

Genau um diesen Unterschied zwischen Ubuntu und Elementary OS geht es mir hier. Rein subjektiv, was mir bei der täglichen Nutzung aufgefallen ist:

Elementary OS – Das System

Elementary OS basiert auf der letzten Ubuntu LTS-Version, diese gelten allgemein als stabiler als die aktuellsten Versionen. Diese Meinung teile ich pesönlich jedoch nicht, da LTS-Versionen oft fehlerbehaftete veraltete Software beinhaltet, wenn man die Bug-Tracker ansieht. Da aber LTS allgemeine als stabil gelten, ist das eben eine Einzelmeinung 🙂

Positiv:

  • Ubuntu ist eine der am weitest verbreiteten Distributionen. Als Fork von Ubuntu profitiert Elementary OS daher von vielen Entwicklungen für Ubuntu
  • Das Betriebssystem ist gut optimiert. Selbst hier auf einem sieben Jahre alten Rechenr mit HDD (keine SSD) läuft das System mehr als ausreichend schnell. Viel Ballast von Ubuntu und Gnome wurde dafür entfernt.

Negativ:

  • Es ist nicht möglich, auf eine neue Version abzugraden. Mit erscheinen der näcshten LTS-Version von Ubuntu kann also nicht einfach wie dort auf die neue Version geupdatet werden, sondern das System muss komplett neu aufgesetzt werden.

Die Software

Elementary OS kommt mit einem eigenen Software-Center mit größtenteils eigens entwickelten Programme. Diese sind überwiegend klein, schnell und leicht zu bedienen. Als Kehrseite mangelt es ihnen dadurch an weitergehende Funktionen. Für die meisten Aufgaben reichen die Programme, sobald man aber eine etwas speziellere Funktion benötigt, geht es oft einfach nicht.
Ein Beispiel: Der Dateimanager zeigt bei FTP-Verbindungen keine Vorschaugrafiken bei Bildern an, der Dateimanager von Gnome (Nautilus) schon. Sicher eine Kleinigkeit welche die meisten nicht stören wird. Es sind jedoch immer wieder solche Kleinigkeiten, die negativ auffallen wenn man andere Software gewohnt ist.

Keine Snaps: Was von pseudotrendigen Journalisten als Nachteil dargestellt wird, sehe ich persönlich als großen Vorteil. Das System unterstützt von Haus aus keine Snaps, wer will kann die Unterstützung dafür aber nachinstallieren.
Snaps sind in meinen Augen unnötig aufgeblähte resourcenverschwendende Monster. Das im Ubuntu-Store per Default immer mehr Programme als Snaps vorhanden sind finde ich eine totale Fehlentwicklung.

Um die bei Ubuntu zurecht beliebten ppa’s verwenden zu können, einfach folgenden Befehl in die Konsole eingeben:

sudo apt-get install software-properties-common

Positiv:

  • Elementary OS untersützt als Ubuuntu-fork auch deb-Pakete und ppa’s, so kann man einfach fast beliebige Software nachinstallieren.

Negativ:

  • Für Linux-Einsteiger die einfach Programme aus dem Software-Center installieren wollen ist das Angebot zu dürftig.

Pantheon – Der Desktop

Das Aushängeschild von Elementary OS ist auf jeden Fall der Desktop. Dieser orientiert sich stark an Mac OS und ist in meinen Augen einfach nur schön. Es macht mit diesem Desktop einfach Spaß am PC zu arbeiten.

Eine Kleinigkeit vermindert wie öfters den guten Eindruck: Fehlende Tray-Icons. Programme wie Dropbox, Nextcloud, Skype etc. zeigen ein kleines Icon an, über welches die Funtkionen der einzelnen Programme erreichbar sind. Und genau diese Tray-Icons fehlen bei Elementary OS. Unverständlicherweise weigern sich die Entwickler auch, diese Tray-Icons darzustellen, da laut ihrer Ansicht nach die Programme die Icons falsch implementieren. Sie mögen ja in der Sache recht haben, wenn durch solch einen Starsinn Programme nur schlecht nutzbar sind, spricht das nicht für das Betriebssystem.

Der Desktop (Pantheon) ist auch separat erhältlich. Nutzer anderer Distributionen (z.B. Ubuntu) können so den Pantheon-Desktop installieren und erhalten so das Aussehen von Elementary OS mit den Funktionen einer anderen Ubuntu-Distribution

Elementary Tweaks sorgt für mehr Möglichkeiten, das System an eigene Vorstellungen anzupassen. Installieren lässt es sich im Terminal durch

sudo add-apt-repository ppa:philip.scott/elementary-tweaks
sudo apt-get update
sudo apt-get install elementary-tweaks

(Dazu zu muss zuvor wie oben angemerkt die Unterstützung für ppa’s installiert werden)

Mein Fazit zu Elementary OS

Für Linux-Einsteiger: So gut Elementary OS durch seine einfache, entschlackte Programme eigentlich für Linux-Neulinge ideal ist, rate ich für Einsteiger davon ab. Die fehlende Möglichkeit, einfach für die Nutzer gewohnte Programme wie Chrome, Firefox, Thunderbird, Libreoffice usw. selbst zu installieren ist eine zu hohe Hürde. Außerdem findet man im Netz viel einfacher eine Anleitung für eventuelle Probleme mit Ubuntu, Elementary OS ist bei weitem nicht so start verbreitet.

Für erfahrene Linux-User: Das System macht größtenteils Spaß, es sind jedoch immer wieder Kleinigkeiten, die oft unnötig nerven. Ich persönlich habe als Alternative den Desktop von Elementary OS (Pantheon) einfach auf ein Ubuntu-System installiert und bin damit recht zufrieden.

Ein Kommentar

  1. OS 7 HORUS ist gut – aber wieder kein VIVALDI Browser 6 installierbar…warum machen die immer solche Ausschlüsse ???

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